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Thich Nhat Hanh

Thich Nhat Hanh

In Gedenken an Thich Nhat Hanh (*11.10.1926 †22.01.2022)

Foto von Thich Nhat Hanh, Quelle: Plum Village
Thich Nhat Hanh

Thich Nhat Hanh war nicht nur ein vietnamesischer Mönch der Zen Tradition, sondern auch ein Friedensaktivist, Autor und vor allem einer der wichtigsten buddhistischen Achtsamkeitstrainer der Gegenwart.

 

Eine Begegnung mit ihm wurde für viele zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ich habe ihn nie persönliche getroffen, aber von Erzählungen weiß ich, dass seine Worte direkt ankamen. Aber viel mehr so, als hätte sein Herz zu den Herzen der ZuhörerInnen gesprochen. 

 

Er verstarb am 22.01.2022 im Alter von 95 Jahren nach langer Krankheit im Tu Hieu Tempel in Hue (Vietnam).

Ohne Schlamm kein Lotus oder die Kunst, Leid zu verwandeln

"Diejenigen, die wissen, wie man leidet, leiden viel weniger als diejenigen, die nicht wissen, wie man leidet. Sie kultivieren Verständnis und Mitgefühl, die die Grundlagen des Glücks sind. Wenn wir wissen, wie wir mit dem Leiden umgehen können, können wir gleichzeitig Glück schaffen. Menschen, die wissen, wie man mit dem Schlamm umgeht, können wunderschöne Lotusblumen wachsen lassen."

 

Die erste seiner vielen Übungen lautet „Einatmend weiß ich, dass ich einatme“ und „Ausatmend weiß ich, dass ich ausatme“. So einfach und trotzdem unendlich schwer. 

 

Ob wir nun in Meditation sitzen oder die Gehmeditation praktizieren: du sagst dir beim Einatmen „Ich bin angekommen“. Beim Ausatmen „Ich bin zu Hause“. Unser zu Hause ist der gegenwärtige Moment. Eine sehr effektive Methode, sich von Sorgen um die Zukunft lösen, die Vergangenheit nicht länger zu bedauern, seine Freiheit wiederzugewinnen und in der Gegenwart anzukommen.

 

Eins werden mit dem Atem ist ein einfacher und wirkungsvoller Weg, um sich nicht mehr in der Vergangenheit oder der Zukunft zu verirren.

 

Film- und Literaturempfehlungen

Die Filmdokumentation "Walk with me" von 2017 erlaubt einen Einblick in sein Leben. Zu finden aktuell z. B. in der Mediathek von Amazon Prime.

 

Lesenswerte Bücher sind diese:

Ich bin nicht hier drin

Folgender Auszug aus seinen Lehren aus dem Jahr 2015 hat mich besonders berührt (im November 2014 erlitt er selbst einen Schlaganfall). Er sagte:

 

Ich habe einen Schüler in Vietnam, der nach meinem Tod einen Stupa für meine Asche errichten möchte. Er und andere wollen eine Gedenktafel mit den Worten "Hier ruht mein geliebter Lehrer" anbringen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen das Land des Tempels nicht verschwenden.

 

"Steckt mich nicht in einen kleinen Topf und legt mich dort hinein", sagte ich. "Ich möchte nicht so weitermachen. Es wäre besser, die Asche draußen zu verstreuen, um den Bäumen zu helfen, zu wachsen."

 

Ich schlug vor, dass, wenn sie immer noch darauf bestehen, eine Stupa zu errichten, sie die Tafel mit der Aufschrift "Ich bin nicht hier drin" versehen. Aber für den Fall, dass die Leute es nicht verstehen, könnten sie eine zweite Tafel hinzufügen: "Ich bin auch nicht da draußen". Wenn die Leute es dann immer noch nicht verstehen, kann man auf die dritte und letzte Tafel schreiben: "Ich kann in eurer Art zu atmen und zu gehen gefunden werden."

 

Dieser mein Körper wird sich auflösen, aber meine Handlungen werden mich weiterführen. In meinem täglichen Leben übe ich mich immer darin, meine Fortführung überall um mich herum zu sehen. Wir müssen nicht bis zur völligen Auflösung dieses Körpers warten, um weiterzuleben - wir leben in jedem Augenblick weiter.

 

Wenn du denkst, dass ich nur dieser Körper bin, dann hast du mich nicht wirklich gesehen. Wenn ihr meine Freunde anseht, seht ihr, dass ich fortbestehe. Wenn du jemanden siehst, der mit Mitgefühl geht, dann weißt du, dass er meine Fortsetzung ist.

 

Ich verstehe nicht, warum wir sagen müssen: "Ich werde sterben", denn ich kann mich bereits in dir, in anderen Menschen und in zukünftigen Generationen sehen.

 

Selbst wenn die Wolke nicht da ist, setzt sie sich als Schnee oder Regen fort. Es ist unmöglich, dass eine Wolke stirbt. Sie kann zu Regen oder Eis werden, aber sie kann nicht zu nichts werden. Die Wolke braucht keine Seele zu haben, um weiterzuleben. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Ich werde niemals sterben. Es wird eine Auflösung dieses Körpers geben, aber das bedeutet nicht meinen Tod.

Ich werde fortbestehen, immer.

 

Kloster Plum Village in Frankreich

Wenn du mehr über ihn und seine Lehren erfahren möchtest, findest du auf der Seite des Klosters Plum Village viele Inhalte über sein Leben und seine Lehren, sowie Interviews, Texte und Buchempfehlungen. Dort lebte er lange Zeit und hier kann jeder „die Kunst des achtsamen Lebens“ erlernen.

 

Mit einem tiefen, achtsamen Atemzug sage ich Danke.

Foto: Kalligraphie Thich Nhat Hanh
Peace in myself. Peace in the world.
Foto Kalligraphi Thich Nhat Hanh
Breathe
Foto: Kalligraphie Thich Nhat Hanh
This moment is full of wonders